Alexandria, Kairo und die Pyramiden von Gizeh

Nov. 2015. Baufällige und unfertige Gebäude, Dreck an jeder Hausecke und aufdringliche Händler an den Pyramiden sollen uns an diesem Tag in Ägypten erwarten. Davon ahnen wir allerdings noch nichts, als wir uns am frühen Morgen zum vereinbartem Treffpunkt im Theater der Mein Schiff 1 einfinden.
Ein Kindheitstraum von Timo & mir ist es seit jeher, einmal die Pyramiden von Gizeh bestaunen zu dürfen. Viele beeindruckende Bilder der Jugendzeit, aus Filmen und Erzählungen sind in Erinnerung geblieben. Auch wenn Gizeh gute 3 Autostunden von Alexdrandria entfernt liegt und die politische Lage alles andere als vielversprechend ist, sagen wir uns: Jetzt oder Nie. Dieses Mal entscheiden wir uns allerdings über einen gebuchten, von Tui angeboten Ausflug. Für 90 Euro fährt ein Ausflugsbus nach Kairo und Gizeh, inklusive einstündiger Flusstour auf dem Nil samt Mittagessen.
Gleich um 8 Uhr morgens gehen wir mit unserer Gruppe im Hafen von Alexandria von Bord und treffen an der Pier unsere Reiseleitung für den bevorstehenden Tag. Das Hafengelände ist dabei mit bewaffneten Militär übersät. Da der Ausflug sehr gut gebucht ist, stehen gleich mehrere Busse zur Abfahrt bereit. In der Buskarawane, angeführt von einer kleinen Polizeieskorte, geht es nun in Richtung Kairo.
Die ersten Eindrücke Alexandrias sind niederschmetternd: Die Stadt ist ein Wirrwarr aus verkommenden und baufälligen Häusern. Der Müll liegt überall an den Straßenecken und wir können nur erahnen, wie es hinter der Ruinenkulisse der Stadt aussieht. Froh nicht aussteigen zu müssen, geht es weiter über die Wüstenstrasse in Richtung Gizeh.
Nach 2,5 stündiger Fahrt in Kairo angekommen, sieht es bei unserer Durchfahrt aus dem Fenster betrachtet, hier leider nicht anders aus. Die Stadt ist mit halbfertigen Gebäuden durchzogen, die allerdings bereits jetzt schon aussehen, als hätten sie ihre besten Tage hinter sich. Auf ein Hausdach wird, laut Reiseleitung wegen Steuervergünstigungen, oft gerne verzichtet. Unser erster Stop in Kairo ist die Moschee Muhammad Ali. Die Inneneinrichtung der Gebetsstätte ist schlicht, aber erfüllt den Zweck. Vielleicht ist es auch gut diese Eindrücke jetzt zu machen, bevor wir in einigen Tagen die reichen arabischen Emirate erreichen. Von den Mauern der Moschee hat man übrigens eine hervorragende Aussicht über die Stadt und in der Ferne ist bereits Gizeh mit seinem Weltwunder zu erkennen.
Uns wird ein 45 minütigen Auffenthalt auf dem Gelände der Moschee geboten, bevor es weiter in Richtung Nil geht, an dessen Ufer die Metropole erbaut wurde. Unser Schiff für die nächste Stunde, welches bereits am Nilufer wartet, hat die Größe eines typischen Hafenrundfahrtschiffes. Sofort geht es unter Deck in den gedeckten Speisesaal. Unterlegt wird unser ägyptisches Mittagsbuffet mit Folklore und Bauchtanzt; auf dem Deck wird versucht, dem Touristen den typischen Urlaubsnippes zuverkaufen. Aufdringlich geht es dabei erfreulicherweise nicht zu und wir haben somit die Möglichkeit, es uns auf einem der Sonnenstühle gemütlich zu machen. Dabei zieht die Skyline der Stadt an uns vorbei und mich überkommt das traurige Gefühl von Dankbarkeit, in diesem Land nicht lange bleiben zu müssen.
Nach unserer Ausschiffung geht es nun zum erhofften Höhepunkt des Tages: den Pyramiden. In meiner völligen Naivität bin ich immer noch davon ausgegangen, diese liegen etwas Abseits der Stadt und von viel Wüste umgeben. Dank der spriezenden Bevölkerung Ägyptens und dem daraus resultierenden Bedarf an Wohnungen, hat das Land mit seinen Häusern es aber geschaft, sich schon bedrohlich Nahe seinen Wahrzeichen zu nähern. Geb Ägypten noch ein paar Jahre, so denke ich, und die Pyramiden sind von Neubauten umschlungen. Nichtsdestotrotz finde ich bereits durch die Fenster unseres Busses die königlichen Bauten mehr als beeindruckend. Leider nicht den restlichen Eindruck, denn kaum ausgestiegen, wird man auch schon von den städtischen Händlern attackiert. Während unserer Besichtigung wird es leider nicht besser und die Aufdringlichkeit der Männer, die Ihre Souveniers verscherbeln möchten, kann ich nur als penetrant beschreiben. Einige Menschen sagen sicher gerne“andere Länder andere Sitten“. Ich sage einmal und nicht wieder und ein vorbildliches Beispiel dafür, wie man Besucher vergrault. Ok, aber die Pyramiden sind super und endlich sehe ich sie. Wer möchte, darf noch auf einem Kamel reiten oder die Grabkammer besichtigen.
Nach unzähligen Schnappschüssen und Abwehrversuchen sich die Händler vom Leib zu halten, geht es um 19:30 zurück nach Alexandria, dass wir nach Sonnenuntergang um 22 Uhr erreichen. Die Stadt ist inzwischen komplett zum Leben erwacht. In allen Straßen und Gassen tummeln sich die Menschen zu Tausenden und stöbern auf den Basars. Auch die Lokale und Teehäuser sind mit Leben gefüllt. Gehalten wird hier nicht und die Buskarawane fährt sicher weiter in Richtung unseres Schiffes, welches wir um 22:30 erreichen. Hier habe ich das Gefühl, wieder zuhause zu sein.